Christina Lang ist CEO und Mitgründerin der DigitalService4Germany GmbH. Vor der Gründung arbeitete sie im Auswärtigen Amt im Stab Digitalisierung und als Strategieberaterin bei McKinsey & Company.
Der DigitalService wurde im Oktober 2020 als zentrale Digitalisierungseinheit der Bundesverwaltung aufgesetzt. Er ging hervor aus dem 2019 gegründeten Non-Profit Startup 4Germany und befindet sich zu 100 Prozent in Bundeseigentum. Gemeinsam mit der Bundesverwaltung entwickelt der DigitalService eigene digitale Anwendungen, die die Bedürfnisse von Bürger:innen, Wirtschaft und Gesellschaft konsequent in den Mittelpunkt stellen. Über die Fellowship-Programme Tech4Germany und Work4Germany bringt die Inhouse-Einheit externe Digital- und Veränderungsexpert:innen für mehrere Monate in die Bundesministerien, um die Vorteile neuer Arbeitsmethoden erlebbar zu machen und die Umsetzung von Digitalisierungsvorhaben zu verbessern.
Die Gründung des DigitalService als bundeseigene Digitalisierungseinheit fiel mitten in den ersten Corona-Herbst. Der ÖGD kämpfte mit stark steigenden Fallzahlen und fehlenden übergreifenden Austauschmechanismen der einzelnen Gesundheitsämter.
Daraus entstand unser erstes Projekt: eine digitale Kollaborationsplattform, die an die Bedürfnisse der Gesundheitsämter angepasst ist. Wir erhielten den Auftrag vom BMG, gemeinsam mit dem RKI und Mitarbeitenden aus den örtlichen Ämtern die entsprechenden übergreifenden Kommunikations- und Wissensmanagement-Prozesse zu analysieren. Über 70 Umfeld- und Nutzerinterviews halfen, das Ziel zu konkretisieren: eine Plattform, mit der der ÖGD künftig effizienter und besser zusammenarbeiten kann.
Agora, so der Name der Plattform, ist für Mitarbeitende im ÖGD kostenlos und optional. Es handelt sich um eine Web-Anwendung, die die Gesundheitsämter unabhängig von ihrer sehr heterogenen IT-Ausstattung schnell und einfach einführen und nutzen können. Es ist keine aufwändige Integration erforderlich.
Eine erste Version von Agora ging im Juni 2021 in den Testbetrieb. Seither konnte die Plattform dank vieler Rückmeldungen aus den Ämtern - beispielsweise zu Funktionen und der Bedienbarkeit - so weiterentwickelt werden, dass eine attraktive Lösung mit echtem Mehrwert für den Arbeitsalltag der Mitarbeitenden entstanden ist.
Wir nutzten also agile, iterative Entwicklungsmethoden, um die Anwendung basierend auf dem Feedback der Nutzer:innen optimal an die realen Bedarfe im ÖGD anzupassen.
Die Verantwortung für das Projekt liegt bei BMG und RKI, das ITZBund hat das Hosting übernommen. Der Betrieb selbst liegt aktuell noch beim DigitalService, dies soll sich jedoch noch in der ersten Jahreshälfte ändern. Wir suchen derzeit einen Partner, der den Betrieb dauerhaft übernehmen und die weitere Entwicklung und Etablierung von Agora gemeinsam mit den zentralen Partner:innen im ÖGD vorantreiben kann.
Die nachhaltige Etablierung von Agora wird mehrere Monate in Anspruch nehmen. Einerseits muss die Lösung weiter auf die Bedürfnisse der verschiedenen Zielgruppen im ÖGD angepasst werden. Gleichzeitig gilt es jedoch auch, ein neues Verständnis von Zusammenarbeit im ÖGD zu schaffen. Ein solcher Kulturwandel braucht Zeit und eine entsprechende Begleitung.
Über den bisherigen Soft-Rollout konnten wir rund 20% der Gesundheitsämter erreichen, die Agora nun produktiv einsetzen. Dazu kommen rund ein Dutzend weitere ÖGD-Organisationen, darunter das RKI selbst sowie einige Landesministerien. Zwei Funktionalitäten werden besonders intensiv genutzt: der organisations-übergreifende File-Sharing-Dienst, über den Dateien mit allen Agora-Nutzer:innen oder in einer geschlossenen Gruppe geteilt werden, sowie das Forum, in dem Themen offen für alle Agora-Nutzer:innen sichtbar erörtert werden können.
Jede Organisation im ÖGD kann Agora kostenfrei nutzen, und natürlich freuen wir uns über Anfragen dazu. Darüber hinaus haben wir derzeit jedoch keine weiteren Projekte im Gesundheitswesen oder andere rein verwaltungsinterne Projekte geplant.
Der Fokus unserer Software-Entwicklungseinheit liegt auf digitalen Anwendungen, die an der Schnittstelle Staat-Bürger:in oder Staat-Wirtschaft für merkliche Verbesserungen sorgen. Einige aktuelle Beispiele sind der Steuerlotse - ein sehr einfach gehaltenes Online-Portal, mit dem Senior:innen in wenigen Minuten ihre Einkommenssteuererklärung abgeben können - oder die Erarbeitung neuer Nutzungsmöglichkeiten für die Online-Ausweisfunktion, also den ePerso. Gerade beginnen wir ein neues Projekt mit dem Bundesjustizministerium, bei dem wir herausfinden möchten, wie der Zugang zur Justiz mit Hilfe von Digitalisierung niedrigschwelliger und fairer gestaltet werden kann und gleichzeitig Gerichte entlastet werden können.
E-Mail:
info@digital-medicine-group.de