Clara Matthiessen ist im 4. Weiterbildungsjahr zum Facharzt für Allgemeinmedizin und ist seit 2018 im Bündnis Junge Ärzte aktiv. Sie ist dort Vertreterin der Jungen DGIM (Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin), bei der sie ebenfalls seit 2018 aktiv mitwirkt. Clara Matthiessen ist an der dänischen Grenze in Norddeutschland aufgewachsen und hat dort die dänische Schule besucht, weshalb sie dann auch in Kopenhagen (Dänemark) Medizin studiert und ein Jahr als Assistenzärztin gearbeitet hat. Nach der Rückkehr nach Deutschland hat sie zunächst an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf am Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin in der Umweltepidemiologie promoviert (dr. med.) und dann Ende 2017 mit der Facharztweiterbildung Innere Medizin in Berlin begonnen. Sie hat zudem berufsbegleitend den Masterstudiengang Public Health an der Heinrich-Heine-Universität besucht und das Studium, M.Sc. Public Health, Anfang 2021 abgeschlossen.
Privat lebt Clara Matthiessen in Berlin.
Hauptsächlich die Arbeits- und Weiterbildungsbedingungen für Assistenzärzt:innen, da ist noch viel Luft nach Oben. Ich habe in Dänemark studiert und auch gearbeitet. Nach meiner Rückkehr nach Deutschland bin ich etwas ins BJÄ „reingerutscht“. Ich fand viele Dinge im Krankenhaus-Alltag schwierig/mangelhaft und wollte mich für bessere Bedingungen engagieren.
Die Herausforderungen sind mehrschichtig. Zum Ersten sind es schwierige strukturelle Rahmenbedingungen – Schlagwort DRG System. Personal wird weggespart, es geht darum so viel Leistungen zu erbringen wie möglich, das führt zu einer extremen Arbeitsverdichtung, die alle, aber insbesondere auch Assistenzärzt:innnen (und Pflegefachkräfte), spüren. Zum Zweiten im Allgemeinen der Fachkräftemangel insbesondere unter den Pflegefachkräften – dadurch müssen Assistenzärzt:innen viele Aufgaben übernehmen, die eigentlich pflegerische Tätigkeiten sind. Zum Dritten geht es um eine Kultur, die Hierarchien und starre Arbeitsbedingungen fördert, hier gibt es viele Kliniken und auch Institutionen bei denen die Verharrungskräfte Veränderungen verhindern. Man ist „nicht motiviert“, wenn man beispielsweise geregelte Arbeitszeiten fordert, Überstunden aufschreibt, in Teilzeit arbeiten möchte, etc... Zum Vierten geht es natürlich auch um eine völlig fehlgeschlagene Digitalisierung, das hat dazu geführt, dass das deutsche Gesundheitssystem von der Infrastruktur völlig veraltet ist. Das soll nun schnellst möglichst aufgeholt werden (was natürlich sehr gut ist), führt aber dazu, dass aktuell viel doppelt (Papierform und Digital) dokumentiert werden muss. Zum Fünften wird eine gute Fort- und Weiterbildung wenig geschätzt in Deutschland (als Prof. wird man deswegen nicht befördert), das führt zu einer unstrukturierten und teilweise sehr schlechten Weiterbildung, was den Facharztmangel mittelfristig wahrscheinlich weiter verschärfen wird.
Da ich in Dänemark studiert habe, bin ich sehr gut vorbereitet und habe auch Erfahrung gesammelt in einem digitalen Gesundheitssystem zu arbeiten. Es war völlig normal, dass alle Klausuren am Computer erfolgt sind und das gesamte Gesundheitssystem war damals schon sehr fortschrittlich, was die Digitalisierung betrifft. Daher kann ich nur wenig zu diesem Punkt sagen. Im Allgemeinen ist mein Eindruck, dass es in diesem Bereich in Deutschland nicht nur im Studium (die meisten sind jetzt Digital Natives), aber vor Allem am Arbeitsplatz an Fortbildungen fehlt, insbesondere für die älteren Kolleg:innen. Beispielsweise musste jeder bei einem Stellenwechsel in Dänemark einen 4 Tageskurs verpflichtend zum genutzten Computersystem des Krankenhaus absolvieren.
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